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Wo bitte geht's hier nach vorn ?

In der einen Kunstecke

In der anderen Kunstecke

Vorwärts und nichts vergessen

Vorwärts - auf den Bau !

"Vorwärts und nicht vergessen" Remix







Wo bitte geht's hier nach vorn ?
von Holger Lange


Immer wieder ist von der Debatte um Evolution und Kreationismus zu lesen und zu hören. Grob gesagt behaupten die Vertreter der einen Seite, dass Organismen ihre Funktionalität bevorzugt nach den je vorherrschenden Bedingungen wandeln, um eine möglichst hohe Reproduktionsrate zu erzielen. Diese Bedingungen sind ihrerseits Veränderungen unterworfen. Jeder Organismus beeinflusst die Bedingungen für die Reproduktion anderer Organismen. Und die andere Seite behauptet, dass alles, was ist, so schon immer gewesen ist, wie es sein soll, weil der liebe Gott es so will.

Dieser Streit dreht sich im Wesentlichen darum, was eine wissenschaftliche Begründung ist und was nicht. Die Verfechter des "Intelligent Design" (ID) setzen an einem Punkt ihrer Begründungskette schlicht einen Schöpfergott; eine nicht weiter zu hinterfragende oder prüfbare Ur-Sache. Ihnen wird deshalb von ihren Kritikern zu Recht Dogmatismus vorgeworfen. Dieser widerspricht dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit, mit dem sich ID-Vertreter gerne schmücken.

Es ist sicherlich weniger aufwendig, einen göttlichen Eingriff verantwortlich für bestimmte Sachverhalte zu machen, als die Mühen auf sich zu nehmen, sie tiefer zu erforschen und genauer zu hinterfragen. "göttlich" nimmt die Bedeutung an: Fragen hat keinen Zweck. Oder gar: Frage nicht! - Wissenschaft erscheint plötzlich unsinnig oder wird tabuisiert.

Ein weiterer Beweggrund, Antworten in dieser Weise zu verhindern, ist, eine Geschichte widerspruchsfrei erscheinen zu lassen. Meine Lieblingserfindung in diesem Zusammenhang ist der so genannte "Heisenberg-Kompensator" aus der Science-Fiction-Fernsehserie Star Trek. Mit ihm "kompensierten" die Drehbuchautoren die Heisenbergsche Unschärferelation, um das für den Transport der Besatzung erforderliche "Beamen" möglich zu machen. Der Physiker Stephen Hawking hatte dies nach seinem Gastauftritt in der Serie angemahnt. Um den Anspruch einzulösen, wenigstens halbwegs wissenschaftlich daher zu kommen, sahen die Autoren sich gezwungen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch des 20. Jahrhunderts zu berücksichtigen. Die Funktionsweise des Heisenberg-Kompensators blieb natürlich ungeklärt. Der Legende nach antwortete Gene Roddenberry, der Urheber der Serie, einst auf die Frage, wie der Heisenberg-Kompensator arbeite, lapidar: "Danke, gut." (Quelle: Wikipedia)

Geschichten haben verschiedene Funktionen. Eine der wichtigsten und nützlichsten ist die Erleichterung des Wissenserwerbs. Die bekannte Eselsbrückentechnik, bei der aus den Anfangsbuchstaben der zu merkenden Worte auch die Anfangsbuchstaben der Wörter eines einzigen leicht zu merkenden Satzes werden, stellt vielleicht die einfachste Erzählweise dar. Andere Lerntechniken verknüpfen Begriffe miteinander. Das Newton-Verfahren lässt sich viel leichter als "pur" auswendig lernen, wenn es mit einem Apfel assoziiert wird. Die Prinzipien der Newtonschen Mechanik sind hervorragend illustriert durch einen Apfel, der dem Physiker auf den Kopf fällt.

Ich finde es gar nicht seltsam, dass unsere frühen Vorfahren der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt einen sehr hohen Stellenwert beimaßen und dies in ihren Erzählungen entsprechend herausarbeiteten. Ich nehme an, es war schlicht eine Frage des nackten Überlebens. Geschichten in diesem Sinn geben Anweisungen oder Vorschläge, wie man sich richtig, angemessen und erfolgreich in der Welt verhält. Ein Dogma könnte entstehen, wenn der Erfolg einer solchen Geschichte dazu verführt, sie mit der Wirklichkeit zu verwechseln. Aber ich befinde mich hiermit auf dem Gebiet der Spekulation und breche daher diesen Artikel ohne ordentlichen Schluss ab.



Weblinks:

http://www.wissenschafts-pressekonferenz.de/
WPK Quarterly Ausgabe April 2005: Über die Hassliebe zwischen Wissenschaftsjournalismus und Science-Fiction

http://www.gwup.org/skeptiker/archiv/2003/4/intellegentdesigngwup.html
Thomas Waschke: Intelligent Design - Eine Alternative zur naturalistischen Wissenschaft?

http://memory-alpha.org/de/wiki/Hauptseite
Enzyklopädie rund um Star Trek

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